Die Bundesministerien für Finanzen und Inneres erweitern die Services von Bürgerkarte und Handy-Signatur. Das Nachfolgemodell ID Austria zur digitalen Identifikation kann auch von Unternehmen genutzt werden.

Wofür steht ID Austria

Die kostenlose App ist Basis einer europaweiten digitalen Ausweisplattform. Der elektronische Identitätsnachweis gewährt direkten Zugang zu digitalen Services von Verwaltung und Wirtschaft, ermöglicht die einfache Unterschrift digitaler Dokumente, ist ab 2023 EU-weit nutzbar und löst Bürgerkarte und Handy-Signatur ab. Laut Betreiber werden bei alldem höchste Sicherheits- und Datenschutzstandards erfüllt.

Einsatzbereich Behörde

Per App können Amtswege rund um die Uhr online getätigt werden, etwa die An- oder Abmeldung von Hauptwohnsitzen, die Beantragung von Wahlkarten, die Erstausstellung von Geburtsurkunden oder die Hinterlegung von Reisepass und anderen Dokumenten im Identitätsdokumentenregister IDR. Zudem lassen sich elektronisch zugestellte behördliche Schriftstücke jederzeit abrufen – Stichwort elektronisches Postamt.

Digitaler Ausweis

Künftig kann man PDF-Dokumente, Aufträge und Verträge im gesamten EU-Raum rechtsverbindlich via App unterschreiben und darf sich – jedoch nur in Österreich – ab Herbst 2022 via Smartphone ausweisen. ID Austria ersetzt allerdings keine Reisedokumente, die bei einem Grenzübertritt erforderlich sind.

Was ist zu tun

Verfügt man bereits über eine behördlich registrierte Handy-Signatur, bleibt diese voraussichtlich noch weitere 5 Jahre bzw. bis zum Ablauf des aktuellen Zertifikats gültig; oder man steigt mit der App „Digitales Amt“ in die Vollfunktionen von ID Austria ein. Ohne Registrierung ist der Umstieg auf die Basisfunktionen möglich. Neueinsteiger*innen in die digitale Signaturwelt müssen das 14. Lebensjahr vollendet haben und erhalten nach Registrierung Zugang zu ID Austria – verfügbar vorerst nur als App für Smartphones mit aktuellem Betriebssystem sowie aktivierter Gesichtserkennung und Fingerabdruckfunktion.

Für & Wider

Die digitale Identifikation vereinfacht behördliche und geschäftliche Interaktionen, erspart persönliche Vorsprachen und zeitlichen Aufwand. Allerdings hinterlässt jede virtuelle Anwendung eine Datenspur und nicht jede/r möchte seine Lebensgewohnheiten – von Hotel- oder Flugbuchung bis hin zum Zigarettenkauf – dermaßen gläsern gestalten. Auch wenn Missbrauch und Überwachung offiziell ausgeschlossen werden, bleiben Auswirkungen der Verflechtung mit der Privatwirtschaft und der Zusammenlegung zum EU-weiten Identitätsausweis zu bedenken; die flächendeckende Gewährleistung von Datenschutz und Anonymität muss wohl erst noch von Experten und Juristen ausverhandelt und gesichert werden. Die Digitalisierung grenzt zudem ältere bzw. technisch wenig versierte Menschen aus und aus Umweltsicht ist anzumerken, dass man alle paar Jahre ein neues Smartphone anschaffen muss, um den geforderten Standard zu erfüllen.

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